Montag, 9. Juli 2007

Was Internetfernsehen vom Fernsehen unterscheidet



"Supercross Chemnitz" - Filmbeitrag von "Hit-TV.eu"

HeikoRichter.

Interview mit Heiko Richter von „Hit-TV.eu“ – http://hit-tv.eu – Portal für Internetfernsehen in Zwickau (Sachsen)

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Was große TV-Sender nicht bieten

Frage: Herr Richter, immer mehr Menschen begeistern sich auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz für das Internetfernsehen. Was ist der Grund dafür?

Antwort: Das Internetfernsehen ist wahrscheinlich deshalb so interessant, da es Inhalte bietet, die von den großen TV-Sendern nicht abgedeckt werden wollen oder können. Alle großen Programme haben das Ziel, ein möglichst breites Publikum zu erreichen. Spezielle Interessen kommen da zu kurz. Der Quotenzwang bringt manche erstaunliche Entwicklung hervor. Präsentiert ein Sender eine erfolgreiche Castingshow, ziehen alle Sender nach, zeigt ein Sender eine erfolgreiche Talkshow, machen alle eine Talkshow. Man setzt eher auf sichere Quotenbringer, als ein Experiment zu machen und neue Programminhalte zuzulassen. Kein Programmdirektor möchte vor seinem Senderchef einen Flop begründen, schließlich hängt von der Quote seine Vertragsverlängerung ab. Dazu kommen noch feste Strukturen zu bestimmten Zulieferfirmen, die Programm-Formate herstellen. Die meisten "Stars" haben ihre eigene Produktionsfirma und die will der Sender nicht verärgern. Also werden dahin Aufträge vergeben. Wenn nicht, wartet schon ein Mitbewerber.
Bei Internetsendern läuft das etwas unbeschwerter, hier sind es oftmals unverbrauchte Leute, die auf den Markt streben und damit wird auch das Programm frischer. Leider fehlt es oftmals an Geld für hochwertige Produktionen, aber in manchen Fragen ist das vielleicht auch gar nicht so verkehrt, da die Innovation dadurch nicht zu kurz kommt. Ein gutes Beispiel sind die Musiksender. MTV in den Anfangsjahren sehr sehenswert, hat sich zum Weltkonzern entwickelt, der mit den großen Plattenfirmen jetzt großes Fernsehen macht (oder machen will). Viva, anfänglich ein Klasse-Sender, hat sich nach der Übernahme zu einer Zweitverwertungsanstalt von MTV entwickelt. Maximal ein paar Studioproduktionen sind da noch zu sehen, alles andere sind meist Konserven.
Die eigentlichen Musiksender z. B. Würfelzucker oder E Music Television und andere findet man im Internet. Hier wird noch Musik gespielt, was man von einem Musiksender schließlich erwartet. Dieses Beispiel kann man auf andere Sparten übertragen.

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Was braucht man zum Internetfernsehen?

Frage: Noch nie war es technisch und finanziell leichter, einen eigenen Internetfernsehsender zu gründen. Was benötigt man dazu unbedingt?

Antwort: Zuerst muss man unterscheiden, Internetfernsehsender ist nicht gleich Internetfernsehsender. Hier gibt es große Unterschiede. Es ist aber in der Tat einfacher einen Internetfernsehsender einzurichten als einen Sat Kanal. Die technischen Übertragungskosten sind weitaus geringer.

Was man dazu benötigt, hängt davon ab, was man eigentlich will.

Zuerst braucht man deshalb ein Konzept. Hier sollte enthalten sein, welche Inhalte der Sender bringt, ob diese gestreamt oder On Demand ausgestrahlt werden sollen, wie produziert werden soll. Nach diesem Konzept sollte man eine Kalkulation anfertigen, damit man weiß, welche Kosten auf einen zukommen. Es ist zwar richtig, dass der Übertragungsweg im Internet weniger kostet, aber die Produktionskosten sind verglichen mit herkömmlichen Sendern, je nach Qualität, äquivalent.
Kennt man seine Kosten, sollte die Finanzierung sichergestellt werden. Ist diese Frage geklärt kann man sich Partner zur Realisierung suchen bzw. selbst sein Konzept umsetzen.
Es gilt allerdings auch hier die Regel: So gut und interessant wie die Inhalte so erfolgreich ist auch der Sender.

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Die Stärken des Internetfernsehens

Frage: Ein eigener Internetfernsehsender versetzt seinen Besitzer in die Lage, mit Filmbeiträgen interessante Nachrichten, Informationen oder Werbung zu verbreiten. Das müsste doch eigentlich für Firmen, Selbstständige, Parteien, Verbände, Vereine, Städte, Landkreise, Kirchen, Universitäten, Museen, usw. sehr erstrebenswert sein?

Antwort: Genau in diesen Bereichen sehe ich auch die Stärken des Internetfernsehens und teilweise wird es auch schon praktiziert. Ich denke, hier wird sich in den nächsten Jahren sehr viel entwickeln. Die Zuschauerzahlen der großen Sender werden zu Gunsten der vielen kleinen Anbieter schmelzen. Diesen Trend sehe sich schon bei Hit-TV.eu. Wir haben täglich ca. 40 bis 50 Prozent wiederkehrende Zuschauer. Jeden Tag kommen neue dazu, das bringt uns ein stetiges Wachstum. Jeder, der Hit-TV.eu ansieht, schaut in dem Moment nicht "großes Fernsehen".
Man sieht es ja auch an der Beliebtheit der Videoportale und da wird größtenteils ja nicht mal produzierter Inhalt gezeigt. Wenn die Werbewirtschaft das Potential der kleinen Internetfernsehsender erkennt und sich die Programme ordentlich refinanzieren, dann werden die Inhalte noch besser. Es wird jedoch auch hier so sein, dass sich nach dem Boom die Spreu vom Weizen trennt. Es werden jene Internetfernsehsender überleben, die für den Zuschauer interessante Inhalte anbieten. Wer wöchentlich eine Sendung produziert und diese in eine Endlosschleife legt, wird es schwer haben.
Ein interessanter Aspekt ist auch, gerade für die Werbewirtschaft, dass die Abrechenbarkeit und die Zielgruppengenauigkeit viel höher ist als bei den klassischen Fernsehsendern. Beim Internetfernsehen kann man jeden Zuschauer zählen der etwas angeschaut hat, beim großen Fernsehen sind es nur Hochrechnungen auf ein paar Tausend Testseher.
Ich denke auch, dass dann hoffentlich die Uniformität der Nachrichten der großen Sender gebrochen wird. Jeder kann sich künftig die Nachrichten anschauen, die ihn interessieren und nicht jene, die ihm die Fernsehanstalt vorsetzt, ob er will oder nicht. Internetfernsehen ist also auch ein Stück Befreiung vom derzeitigen Meinungsmonopol der großen Sender und Verlage und somit ein Stück Demokratie.

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Geld verdienen mit Internetfernsehen

Frage: Wenn man Arbeit, Zeit und Geld in ein Projekt investiert, fragen sich viele Menschen, ob sich dies irgendwie lohnt. Kann man mit einem Internetfernsehsender auch Geld verdienen?

Antwort: Ich hoffe, man wird es können. Getreu dem Spruch "Vor dem Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt" wird es bestimmt möglich sein. Man braucht aber einen langen Atem. Mir ist bisher kein Internet-TV-Sender bekannt, der Gewinn abwirft. Mittel- und langfristig sollte es jedoch möglich sein. Es ist momentan so, dass es sehr schwierig ist, Werbepartner für Internetfernsehen zu begeistern. Wenn die großen Sender mit "Millionenquoten" ins Rennen gehen, klingt das erst mal gut, aber man sollte hinterfragen, wie viele die Werbung wirklich sehen, wenn man die Leute abzieht, die in der Werbepause umschalten, irgendwohin gehen oder nicht zur Zielgruppe gehören. Ein Internet-TV-Sender kann im Gegensatz dazu genau nachweisen, wie viele Leute das Programm sehen. Es sind zwar "nur" Hunderte oder Tausende", die sind aber real. Leider lässt sich die Werbeindustrie von den wohlklingenden Hochrechnungszahlen beeindrucken. Irgendwann wird man jedoch auch da erkennen, dass werbetechnisch gesehen, ein Zuschauer beim Internetfernsehen nicht einem Zuschauer beim großen Fernsehen entspricht.

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Die einfachste Form eines Internetfernsehsenders

Frage: Internetfernsehen – das klingt nach viel komplizierter Technik. Braucht man für einen Internetfernsehsender technisches Geschick oder geht es auch ohne?

Antwort: Jemand, der eine Videokamera und ein Schnittprogramm besitzt und diese bedienen kann, ist eigentlich in der Lage zu starten.
Man lade seinen Beitrag auf eine Videoplattform wie YouTube, MyVideo oder Clipfish und binde diesen Beitrag auf eine Webseite ein und schon ist man Internetfernsehanbieter. Dies ist natürlich die allereinfachste Form. Je nach Kapitaleinsatz kann man alles verbessern und verfeinern. Insgesamt verhält es sich mit Internetfernsehen wie mit dem restlichen Internet. Von einer einfachen Webseite, die man in 10 Minuten erstellt bis zum Millionenprojekt ist alles möglich. Gewisse Grundlagen sollte man für ein vernünftiges Projekt jedoch haben. Bei uns sind es jahrelange Erfahrungen als Zulieferfirma für nahezu alle großen Fernsehsender.

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Hit-TV1

Hit-TV.eu gibt Inhalten eine Heimat

Frage: Bei „Hit-TV.eu“, dem Portal für Internetfernsehen, werden in immer mehr eigenen Kanälen gute Unterhaltung und interessante Informationen angeboten. Wer kann dort kostenpflichtig einen eigenen Kanal und somit einen eigenen Internetfernsehsender starten?

Antwort: Hit-TV.eu ist als Insel geschaffen worden, um Produzenten von Inhalten eine Heimat zu geben. Leider ist momentan meist noch der Trend so, dass jeder sein eigenes Web-TV-Angebot schaffen will. Das führt dazu, dass es sehr viele Anbieter gibt, aber das Auffinden kompliziert und mit einem hohen Werbeaufwand verbunden ist. Es ist wie im gesamten Internet, wo es Millionen Angebote gibt, aber letztlich muss das Spezielle erst gefunden werden. Diese Tendenz sehe ich auch im Internet-TV. Hit-TV.eu ist für Inhalte aller Art offen und jeder kann uns kontaktieren und oftmals finden wir eine gemeinsame Lösung. Durch den gemeinsamen Auftritt haben Anbieter bei Hit-TV.eu einen Synergieeffekt. Jemand der sich z. B. "Modell und Bahn" anschaut, hat vielleicht einen Nachbarn, der einen Garten hat. Der Zuschauer wird diesem dann unsere Gartensendung empfehlen und so geht die Kette weiter. Um so mehr interessante Inhalte wir bei Hit-TV.eu haben, um so mehr Zuschauer bekommen alle und jeder profitiert davon. Eine einzelne Seite hat es da weitaus schwerer. Dazu kommt, dass wir ein gewisses Know how haben, was sich jeder, der selbst etwas macht, erarbeiten muss und dies bindet Kapazitäten, die der Produktion von Content zu Gute kommen könnten.
Wir sind in der Lage, jederzeit neue Kanäle zu schalten und bei Hit-TV.eu zu integrieren. Unser System ist bewusst offen gehalten für diese Option. Es erfordert jedoch eine individuelle Abstimmung da die Aufgabenstellungen sehr differieren. Bis jetzt sind alle Anbieter, die eine Zusammenarbeit mit uns eingegangen sind, uns treu geblieben und monatlich kommen neue Contentanbieter hinzu, wie man unschwer erkennen kann. Wir wollen bewusst nicht alles selbst machen, sondern versuchen, gemeinschaftlich mit vielen Anbietern qualitativ guten Content dem Zuschauer zur Verfügung zu stellen

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Guter Rat im Internet und bei Hit-TV.eu

Frage: Wenn man darüber nachdenkt, einen Internetfernsehsender aus der Taufe zu heben, tauchen sicherlich viele Fragen auf. An wen kann man sich mit Fragen zum Internetfernsehen wenden?

Antwort: Heutzutage findet man die meisten Antworten im Internet. Natürlich geben wir von Hit-TV.eu auch Ratschläge, wenn man uns kontaktiert. Inzwischen haben wir im letzten Jahr einige Praxiserfahrungen gesammelt, im Gegensatz zu einigen "großen Anbietern", die zwar eine Ankündigung nach der anderen bringen, aber noch nichts Konkretes bzw. Sichtbares hervorbrachten. Wir haben ein funktionierendes Angebot mit inzwischen über 450 Beiträgen und Sendungen und das in voller TV-Auflösung. Dieses ist natürlich auch verbesserungswürdig und unterliegt auch einer ständigen Entwicklung. Es ist jedoch immerhin besser als nichts oder als mancher Briefmarkenbild-Anbieter.

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Heiko Richter ist bei der Firma „Medienservice Lohs“ – http://www.h-r.net - einer der Macher von „Hit-TV“, Portal für Internetfernsehen. „Hit-TV“ zeigt in momentan 11 igenen Kanälen gute Unterhaltung und interessante Informationen und präsentiert unter anderem eine sehr nützliche „Virtuelle Fernbedienung“, mit deren Hilfe man zahlreiche deutschsprachige Internetfernsehsender anwählen kann.

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Die Fragen stellte Ernst Probst, Betreiber des Weblogs „Internetfernsehen von A bis Z“, http://internetfernsehen-von-a-z.blogspot.com

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